Ganz grundsätzlich:

Wir und unsere Prinzipien





  1. Wer, bitte, ist Swingin’ Gate Records?

Swingin’ Gates bin ich, Robert Merker. Und wer bin ich? Gute Frage, die mir auch mein Analytiker nicht schlüssig beantworten kann – selbst nach 23 Jahren mit 3 Sitzungen pro Woche nicht, also nach 3312 Mal auf seiner abgenutzten Couch Platz nehmen, wenn man das Jahr zu 52 Wochen rechnet und vier davon für Ferien abzieht . Jedenfalls bin ich das, was man landläufig einen Audiophilen nennt. Zutreffender wäre, mich als vinylophilen Musikliebhaber zu schubladisieren. (In dieser Schublade hat es etwas mehr Platz als bei den landläufigen Nur-Audiophilen.)

Jedenfalls wollte ich keine Schallplatte produzieren, sondern nur einmal eine CD-Produktion mit erleben.

Dann wollte ich keine Schallplatten pressen, sondern einfach eine Lackfolie schneiden lassen, um die Aufnahme auf meinem Plattenspieler hören zu können.

Dann wollte ich kein Label gründen, sondern einfach die 1000 Platten loswerden, die von Soulful Journey gepresst werden.

Dann wollte ich auf keinen Fall eine zweite Platte produzieren, denn eine ist genug.

Dann wollte ich auf keinen Fall eine Website, wo ich mich und meine Idee vorstellen muss.

Dann…

Aber Sie wissen ja: Man bekommt im Leben nicht immer, was man will…

2. Warum Swingin’ und nicht Swinging Gates?

A) Weil ginggat g-g-g-g-ganz schwer auszusprechen ist und wir uns

B) nicht vorwerfen lassen wollen, wir machten uns über Stotterer lustig.

C) sieht swinginggates.com doof aus (siehe A), und

D) hatte der Grafiker Freude am Apostroph, wie unser Logo zeigt. Sind Sie zufrieden mit dieser Antwort?



3. Warum heisst das Label überhaupt Swingin’ Gates?

Vor einiger Zeit ist mir ein Buch in die Hände geraten mit vielversprechenden Titel American Slang – Thousands of Definitions, erste Auflage von 1960. Als erst knapp 60 Jahre alt. Und da drin fand ich den musikalischen Begriff Swinging Gate samt Definition:

An adroitly playing swing musician involved and in rapport with the piece being played and the rest of the performers.

Das hat es mir angetan, denn so sollen in meiner Vorstellung Jazzmusiker zusammenspielen. (Den Swing verstehen Sie bitte im Sinne von Duke Ellington: It Don’t Mean a Thing (If It Ain’t Got That Swing).

Und dann erst der Ausdruck adroitly. Hat man vor 60 Jahren tatsächlich so antiquiert gesprochen? Die deutsche Übersetzung tönt kein Yota zeitgemässer: behände. (Hand aufs Herz: Wann haben Sie das Wort behände zum letzten Mal verwendet? Sehen sie…)

Jetzt wissen Sie genau, wer Swingin' Gate ist, warum das Label so heisst und warum es in Swingin' Gate ein Apostroph hat. Nur eines wissen Sie noch nicht:



4. Und überhaupt … was ist an diesem Label so besonders?

Gute Frage; danke, dass Sie sie doch noch stellen! Dürfen wir zurückfragen: Haben Sie schon mal die Website eines Vinyl-Schallplattenlabels besucht, auf der nicht a) der exquisite Musikgeschmack des Labelchefs selbstgelobt oder b) die Vorteile der Vinyl-Platte gegenüber allen anderen Tonträgern beschworen wurde? Und jetzt sind Sie hier auf unserer Internetpräsenz und treffen auf ein Label, das stattdessen von seiner eigenen Prinzipientreue und TLC spricht? Das ist doch schon mal ziemlich anders als der Rest, einverstanden?

Am einfachsten zu verstehen sind wir, wenn Sie weiterlesen. Nach unseren sieben Prinzipien werden Sie unsere Prinzipientreue und TLC verstehen, Ehrenwort!

Und ganz, ganz tief in Ihrem Innersten werden Sie instinktiv wissen, nicht nur dass, sondern auch weshalb Swingin’ Gates Records in der Tat ziemlich schräg in der Landschaft der stromlinienförmigen Plattenlabels steht. Und das, finden Sie nicht auch, ist doch wirklich besonders (im Sinne von andersartig, speziell, verdächtig oder abartig).



5. Profitiert Swingin’ Gates von meiner Leidenschaft ?

Für uns sind LPs und ihre Produktion nicht ein Geschäft — zumindest nicht eines, das wir betreiben, um Geld zu verdienen —, sondern eine Leidenschaft. Und wie bei allem, was man leidenschaftlich gern tut und möglichst gut tun will, hilft es, wenn man sich ein paar Orientierungspunkte setzt, die man nie aus den Augen verliert. Orientierungspunkte, die absolut unverhandelbar sind, weil sie die Grundlage bilden, um das, was man gerne tut, auch möglichst gut zu tun.

(Zugegeben, das war jetzt ziemlich kompliziert und schwierig zu verstehen. Sie verzeihen uns das hoffentlich, denn es geht immerhin ums Prinzip.)

Und weil sieben nicht nur eine schöne Zahl ist, sondern auch eine Tätigkeit, die zu uns passt (denn auch wir sieben: nämlich die Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen), haben wir unser Selbstverständnis in sieben Punkten zusammengefasst. Sie lernen uns also von unseren sieben grundsätzlichen Seiten kennen.

 

Unsere sieben Prinzipien


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Unser erstes Prinzip:

Nur richtig gute Musik

Wir produzieren vor allem für uns selbst: Die Musik muss uns so gut gefallen, dass wir die LP auch kaufen würden, wenn sie nicht auf Swingin’ Gates Records erschienen wäre. Deshalb werden Sie bei uns keinen Kopfweh verursachenden Freejazz finden. Kein beliebiges Worldmusic-Gedudel. Keinen seichten 2021er-Boygroup-Britpop. Keinen … Sie verstehen.

Stattdessen echte, von echten Menschen auf echten Instrumenten gespielte Musik. Mal mit Donner und Doria, mal mit Violon & Cello, mal mit Rhythm und mit Blues, mal mit Stimmen und mal ohne, immer mit Soul und nie ohne Groove.

Ehrenwort.

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Unser zweites Prinzip:

Li

ve direkt auf zwei Spuren

Es gab tatsächlich eine Zeit ohne 48-Spur-Overkill und Fix-it-in-the-Mix-Schlampigkeit. Weil es gar nicht anders ging, musste damals:

  1. die Band live und erst noch gemeinsam im Studio spielen,

  2. die Mikrofonsignale in Echtzeit gemischt,

  3. zu Stereo summiert und direkt ab Mischpult

  4. mit einer Zweispur-Bandmaschine aufgenommen werden.

Das klappte erstaunlich gut. Weil die Bands ein ganzes Stück in einem Take fehlerfrei (!) spielen konnten — und weil Leute wie Rudy van Gelder ihr Handwerk beherrschten. So wurden die besten Blue Notes oder Verves oder Riversides eingespielt.

Für uns nicht trotz, sondern gerade wegen der rudymentären* Technik. Deshalb produzieren wir unsere LPs auch heute so, wie früher alle LPs produziert wurden: live direkt auf 2-Spur-Tonband. Und werden dies auch weiterhin tun.

Ehrenwort.

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(* Bevor Sie uns den Duden um die Ohren hauen oder ein besseres Rechtschreibe-Korrekturprogramm empfehlen: Ja, dieses Wortspiel ist billig. Und ja, es bezieht sich auf den Herrn, der seine Lackfolien mit RvG signierte. Und ja, das Wortspiel musste sein. Man gönnt sich ja sonst nichts im Leben.)

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Unser drittes Prinzip:

Hundert Prozent rein analog

Vom Mikrofon bis zum Schneidstichel ist der Signalweg bei unseren Aufnahmen zu 100 Prozent rein analog – die Töne auf unseren Platten wissen nicht einmal, dass es Bits und Bytes gibt.

(So müssen wir uns auch nie zwischen zwei Neve–Mikrofonverstärker–Emulationen oder Plattenhall-Plugins entscheiden. Denn bei uns sind die Mikrofonverstärker echte Neves und der Hall kommt von der EMT-Platte im Keller.)

Wir haben übrigens nichts gegen Digitaltechnik, überhaupt nichts. Wir finden einfach: Wenn schon analog, dann richtig – auf ein analoges Medium gehören keine digitalen Töne, Punkt.

… und Ehrenwort!

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Unser viertes Prinzip:

Keine unnötigen Kopien

In der analogen Welt hat jede Bandkopie, jede galvanische Vervielfältigung ihren Preis: etwas weniger Details und etwas mehr Rauschen. Wir wollen aber genau das Gegenteil: mehr Details und weniger Rauschen.

Deshalb verzichten wir prinzipiell auf jede Kopie, die nicht zwingend nötig ist. Das heisst unter anderem:

  • Mastering mit den originalen Aufnahmebändern. Die ausgewählten Takes werden aus den Sessiontapes mit Rasierklingen herausgeschnitten und zum Produktionsmaster zusammengefügt. Also mindestens zwei Kopiervorgänge weniger. (So verrückt ist sonst niemand. Und wir sind auch noch stolz darauf!)

  • Pressform direkt ab Lackfolie (One-Step-Pressing) anstatt der üblichen Dreistufen-Galvanik (Lackfolie > Vater > Mutter > Sohn).

Was haben Sie gerade gedacht – das hört doch kein Schwein? Von wegen: Auch Sie hören das!

Ehrenwort.

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Unser fünftes Prinzip:

Kleine, limitierte Auflagen

Es handelt sich weder um künstliche Verknappung (zwecks Sammlerwertsteigerung), noch um cleveres Marketing, dass wir unsere Platten in kleinen, limitierten Auflagen produzieren.

Sondern reiner Selbstschutz.

So kommen wir gar nicht erst in Versuchung, auch nur einen der vielen Kompromisse einzugehen, die bei grösseren Serien unumgänglich sind.

Ehrenwort.

 
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Unser sechstes Prinzip:

LPs mit dem Idealgewicht

Viel hilft viel – oft ist aber weniger mehr. Zum Beispiel beim Gewicht einer LP: Viele audiophile Labels brüsten sich mit 180 bis 200 Gramm schweren LPs. Als ob schwerer = besser eine logische Schlussfolgerung wäre. Ist sie aber nicht. Denn eine schwere LP besteht nicht aus schwererem , sondern einfach aus mehr Vinyl. Und dieses Vinyl – ach Quatsch: jedes Vinyl – entwickelt beim Abtasten Resonanzen. Diese Resonanzen sollen möglichst schnell abgeleitet werden (in den Plattenteller). Doch je mehr Vinyl, desto länger bleiben die Resonanzen in der Platte. Dass das nicht gut sein kann, leuchtet ein, oder?

(Diese Erkenntnis stammt nicht von uns, sondern von Helmut Brinkmann, dessen Plattenspieler zu den besten der Welt zählen. Er nennt 140 Gramm als Idealgewicht: Nicht zu dünn, um instabil zu werden. Und nicht zu schwer, um unnötig viel Resonanzen zu entwickeln.

(Ein anderer Aspekt spricht ebenfalls gegen Schwergewichte: Beim Pressen der Platte muss mehr Vinyl erhitzt werden. Es dauert also länger, bis die Platte gepresst ist. Und es dauert auch länger, bis das Vinyl komplett abgekühlt und nicht mehr verformbar ist – bis zu 72 Stunden. In dieser Zeit sind die gepressten Platten besonders anfällig auf Verwellungen. Und genau das passiert bei 180 Gramm-Scheiben leichter als bei 140-Grämmern.) Deshalb bleiben wir bei 140 Gramm.

Ehrenwort.

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Unser siebtes Prinzip:

LP mit ganz, ganz viel TLC

Falls Sie sich über unseren seltsamen Slogan (Records made with TLC) gewundert haben: TLC ist englisch, steht für

Tender Loving Care

und beschreibt plastisch, wie wir unsere Platten produzieren. Auch das hat nichts mit Marketing und so zu tun. Sondern mit der Erkenntnis, dass es nicht mehr Aufwand verursacht, etwas gut und richtig zu tun, wenn man es schon tut. Und anders als beim Plattengewicht ist bei der Produktion mehr Sorgfalt bis ins Detail wirklich besser.

Jetzt wissen Sie auch, warum wir so viel Herzblut, Freude, Zeit und Energie (und auch Geld) investieren, um auch die kleinsten Details zu optimieren: Weil – und damit – Sie es hören können. So einfach ist das. Und wir werden in unsere künftigen LPs nicht etwa weniger, sondern noch mehr TLC stecken..

Zum siebten und letzten Mal: Ehrenwort.